Warum Sie jetzt keine Zeit verlieren dürfen
Wenn der Postbote oder der E-Mail-Ping die fristlose Kündigung bringt, endet Ihr Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung. Gehalt, betriebliche Krankenversicherung und Zugang zum Firmenserver sind von einer Minute auf die andere Geschichte. Gleichzeitig tickt eine unsichtbare Uhr: Drei Wochen bleiben, um beim Arbeitsgericht Kündigungsschutzklage einzureichen. Danach gilt die Kündigung, selbst wenn sie rechtswidrig wäre, als wirksam.
Die ersten zwei Tage – Schritt für Schritt
Erste Stunde – Sortieren, sichern
Öffnen Sie das Kuvert oder die PDF, prüfen Sie das Datum, heften Sie alles ab oder speichern Sie einen Screenshot.
Notieren Sie, wann Sie das Schreiben tatsächlich in den Händen hatten, das kann im Prozess entscheidend sein.
Bis zum ersten Abend – Basis absichern
Arbeitslosengeld online beantragen – Sperrzeit vermeiden: Wer sich innerhalb von drei Tagen arbeitssuchend meldet, verhindert bereits die längste ALG-Sperre. Wichtig: In der Meldung „fristlose Kündigung bestritten“ ankreuzen. Das signalisiert, dass kein Arbeitsvertragsbruch eingestanden wird. Wer sich nicht rechtzeitig meldet, riskiert bis zu 12 Wochen Leistungskürzung (§ 159 SGB III)
Sichern Sie Beweise: Dienst-E-Mails, WhatsApp-Chats, Schichtpläne. Sie sollten Beweise sichern solange diese noch für Sie verfügbar sind.
Am Morgen des zweiten Tages – Rechtliche Weichen stellen
Greifen Sie zum Telefon: Kontaktieren Sie einen Anwalt für Arbeitsrecht in München. Je früher das Mandat, desto mehr Handlungsspielraum.
Das sollten sie unbedingt zum Termin mitnehmen: Kündigung, Arbeitsvertrag, ggf. Abmahnungen, Lohnabrechnungen, eventuelle Zeugenlisten und Beweise.
Spätestens übermorgen – Vorbereitung der Kündigungsschutzklage
Je nach Lage und Ausgabgssituation reicht Ihr Anwalt eine Kündigungsschutzklage wegen fristloser Kündigung ein oder verhandelt vorab eine einvernehmliche Lösung mit Ihrem Arbeitgeber. Dies kann beispielsweise die Umwandlung in eine ordentliche Kündigung samt wohlwollendem Arbeitszeugnis sein.
Rechtsgrundlagen, auf die Sie und Ihr Anwalt sich stützen können
§ 626 BGB – verlangt einen „wichtigen Grund“ und zwingt den Arbeitgeber, die Kündigung binnen zwei Wochen nach Kenntnis auszusprechen.
§ 4 KSchG – Ihre Drei-Wochen-Frist für die Klage.
§ 102 BetrVG – Betriebsrat muss angehört werden. Geschieht das nicht, ist die Kündigung anfechtbar.
Sonderkündigungsschutz: Unter anderem genießen Schwangere (§ 14 MuSchG), Schwerbehinderte (§ 168 SGB IX) und Betriebsratsmitglieder (§ 15 KSchG) besonderen Kündigungsschutz.
Typische Vorwürfe – und wie Sie ausgehebelt werden könnten
Vorwurf des Arbeitgebers | Schwachstelle, die wir prüfen | Erklärung |
---|---|---|
Arbeitszeitbetrug („Stempeln lassen“) | keine Zeugen oder nicht nachweisbar, unklare Zeiterfassung, jahrelange Duldung | Fristlose Kündigung Arbeitszeitbetrug: Den Arbeitszeitbetrug anfechten zu lassen, kann ein Weg dazu sein, den wichtigen Grund der Kündigung auszuhebeln. |
Diebstahl geringwertiger Sachen | Bagatellgrenze, kein Nachweis (beispielsweise Zeugen, Kamerabilder), Verhältnismäßigkeit | Fristlose Kündigung wegen Diebstahl: Diebstähle im geringfügigen Bereich (fristlose Kündigung Bagatelle) oder nicht nachweisbare Diebstahle können ein Weg zur Anfechtung der fristlosen Kündigung sein. |
Beleidigung des Chefs | Situationskontext, Provokation, bisher beanstandungsfreie Tätigkeit | Fristlose Kündigung wegen Beleidigung, fristlose Kündigung verhaltensbedingt: Mit einer guten Argumentation oder dem Aufzeigen des Kontextes, lassen sich Beleidigungen etwas relativieren. |
Datenschutzverstoß | Fehlende Schulungen, unpräzise IT-Richtlinie | Fristlose Kündigung Datenschutz: Generell kann sich der Arbeitgeber nicht auf Datenschutz berufen, wenn die geübte Praxis im Unternehmen einen anderen Umgang mit Daten pflegt. Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass es grobes Fehlverhalten staatgefunden hat. |
Diese Ergebnisse kann die Kündigungsschutzklage mit sich bringen
Viele Arbeitgeber schrecken vor einem langwierigen Prozess zurück, gerade wenn der notwendige „wichtige Grund“ nicht ohne Weiteres klar ist. Ergebnis ist häufig:
Vergleich beim Gütetermin – Weiterbeschäftigung bis zum ordentlichen Kündigungstermin, Abfindung, sauberes Zeugnis.
Rücknahme der Kündigung – seltener, aber möglich, wenn der Vorwurf zur fristlosen Kündigung nicht haltbar ist.
Abwicklungsvertrag – besseres Ende als kompletter Jobverlust, klar geregelter Austritt, keine Überraschungen mehr.
Soforthilfe fristlose Kündigung
Sie haben eine fristlose Kündigung erhalten und benötigen arbeitsrechtliche Hilfe? Kontaktieren Sie mich gerne jederzeit per WhatsApp, telefonisch oder per E-Mail. Ich helfe Ihnen dabei die nächsten notwendigen Schritte einzuleiten, um für sie das Beste aus dieser Situation herauszuholen.
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FAQs -Fristlose Kündigung
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Brauche ich vor der fristlosen Kündigung immer eine Abmahnung?
Nein, der Arbeitgeber darf bei „schweren Pflichtverletzungen“ (§ 626 BGB) sofort kündigen, muss aber im Prozess darlegen, warum eine Abmahnung offensichtlich erfolglos gewesen wäre.
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Verliere ich zwölf Wochen Arbeitslosengeld?
Nur wenn die Agentur von einem groben Fehlverhalten ausgeht. Mit Kündigungsschutzklage und glaubhafter Einlassung kann die Sperrzeit entfallen oder verkürzt werden.
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Wie hoch ist die Abfindung nach fristloser Kündigung?
Es gibt keinen gesetzlichen Anspruch. Vergleichswerte liegen meist bei 0,5 bis 1 Brutto-Monatsgehält pro Beschäftigungsjahr, wenn der „wichtige Grund“ wackelt.
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Darf ich sofort woanders anfangen?
Vertraglich ja, arbeitsrechtlich aber riskant: Bei nachträglicher Rücknahme der Kündigung droht Annahmeverzugslohn & Doppelvergütung. Lieber mit Anwalt klären.
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Gilt der Sonderkündigungsschutz auch fristlos?
Ja. Für Schwangere (§ 17 MuSchG) und Schwerbehinderte (§ 168 SGB IX) braucht der Arbeitgeber vorherige Zustimmung der Behörde, sonst ist die Kündigung nichtig.
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