Ein unangenehmer Brief … und jetzt?
Eine Abmahnung kann für Arbeitnehmer der erste Schritt in Richtung Kündigung sein. Trotzdem ist sie kein Grund zur Panik, sondern der Moment, in dem Sie Ihre Rechte aktiv nutzen sollten. In diesem Beitrag erfahren Sie,
- welche Anforderungen eine wirksame Abmahnung erfüllen muss,
- welche Taktik sich in der Praxis bewährt hat und
wann sich Gegenwehr oder eine Kündigungsschutzklage lohnt.
Was ist eine Abmahnung im Arbeitsrecht?
Mit der Abmahnung rügt der Arbeitgeber ein vermeintliches Fehlverhalten und droht für den Wiederholungsfall arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Kündigung an (§ 626 BGB). Sie hat drei Funktionen:
Hinweisfunktion – konkrete Pflichtverletzung benennen.
Rügefunktion – unmissverständlich tadeln.
Warnfunktion – Kündigung für Wiederholungsfall androhen.
Fehlt eine dieser Komponenten, ist die Abmahnung bei einem späteren Kündigungsversuch oft unwirksam.

Form- und Fristanforderungen
Schriftform ist zwar nicht zwingend erforderlich, aber aufgrund der Nachweispflicht durch den Arbeitgeber oft Standard.
Abmahnungen sollten zeitnah erfolgen (je länger der Arbeitgeber wartet, desto schwächer die Warnwirkung).
Konkretes Datum, Ort und Sachverhalt müssen genannt sein; Pauschalvorwürfe genügen nicht.
Praxistipp: Enthält das Schreiben nur eine „Rüge“ ohne Kündigungsandrohung, handelt es sich rechtlich nicht um eine Abmahnung, sondern um eine bloße Ermahnung.
Typische Fehler von Arbeitgebern
Fehler | Warum problematisch? |
---|---|
Mehrere Vorwürfe in einem Satz, ohne Details | Unklarer Sachverhalt ⇒ Angriffspunkt |
Abmahnung basiert auf Gerüchten | Kein nachweisbares Fehlverhalten |
Kein Hinweis auf mögliche Kündigung | Warnfunktion fehlt |
Verstoß zu spät abgemahnt | Verwirkung / widersprüchliches Verhalten |
Reaktionsmöglichkeiten – Was tun als Arbeitnehmer?
Ruhe bewahren & Frist prüfen: Handeln sie nicht vorschnell und unterschreiben nicht direkt alles. Sie sind auch nicht verpflichtet den Erhalt einer Abmahnung zu unterschreiben.
Inhalt sorgfältig lesen: Prüfen Sie ob Datum, Zeit und genauer Vorwurf stimmen?
Beweise sichern: Bewahren Sie E-Mails und Dienstpläne auf. Notieren Sie Zeugen.
Abmahnung anwaltlich prüfen lassen: Kontaktieren Sie einen Anwalt und lassen Sie formale & materielle Fehler prüfen.
- Gegenabmahnung / Gegendarstellung: Wenn strategisch sinnvoll, kommt einen Gegendarstellung in Betracht.
- Entfernung aus der Personalakte verlangen: Um Nachteile in der Karriere zu vermeiden, lohnt sich bei Unwirksamkeit die Löschung der Abmahnung aus der Personalakte .

Wann lohnt sich eine Klage?
Droht bereits die Kündigung oder liegt eine Wiederholungsabmahnung vor.
Abmahnung berührt wichtige Karriereaspekte (Beförderung, Bonus).
Arbeitgeber ignoriert fundierte Einwände.
Eine Entfernungsklage vor dem Arbeitsgericht kann die Abmahnung aus der Personalakte tilgen und die Grundlage für eine spätere Kündigungsschutzklage entziehen.
Kosten und Rechtsschutz
Viele Rechtsschutzversicherungen übernehmen die Kosten einer Abmahnungsprüfung. Die Gebühren richten sich nach dem Streitwert (oft 1 Bruttomonatsgehalt). Ohne Versicherung kann in einem ersten Beratungsgespräch bereits klärt werden, ob sich ein weiteres Vorgehen lohnt.
Fazit: Abmahnung ist kein Selbstläufer zur Kündigung
Eine Abmahnung ist der „gelbe Karton“, noch nicht der Platzverweis. Wer schnell handelt, Beweise sammelt und anwaltliche Hilfe nutzt, kann formale Fehler aufdecken, die Abmahnung aus der Akte bekommen oder später erfolgreich gegen eine Kündigung vorgehen.
Unterstützung benötigt?
Sie suchen einen Anwalt im Arbeitsrecht im Raum München? Gerne prüfe ich Ihre Abmahnung kurzfristig und kläre mit Ihnen das optimale Vorgehen – vor Ort, telefonisch, per Mail oder WhatsApp.
FAQ – Abmahnung Arbeitsrecht
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Welche Frist gilt, um auf eine Abmahnung zu reagieren?
Es gibt keine starre Frist, dennoch sollte innerhalb weniger Tage geprüft werden, ob Gegenmaßnahmen nötig sind.
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Kann ich eine Gegendarstellung schreiben?
Ja, das ist zulässig und kann der Personalakte beigelegt werden (§ 83 Abs. 2 BetrVG). Sie sollte jedoch strategisch abgestimmt sein, damit sie nicht mehr schadet als nutzt.
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Wann ist eine Abmahnung unwirksam?
Wenn sie unkonkret ist, falsche Tatsachen enthält, die Warnfunktion verfehlt oder formale Vorgaben verletzt wurden.
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Wie oft darf der Arbeitgeber abmahnen?
Theoretisch mehrfach. Für eine verhaltensbedingte Kündigung wird meist mindestens eine wirksame Abmahnung verlangt.
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Übernimmt die Rechtsschutzversicherung die Kosten?
In vielen Policen ist „Arbeitsrecht Privat“ abgedeckt – dort sind Beratung und Klage häufig mitversichert.
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